Kamishibai: Mehr als Bilderbuchkino

Geschichten, die berühren, eine regelrechte Sogwirkung entfalten und das gemeinsame Erleben in den Vordergrund rücken. All das ist Kamishibai. Wir sind so fasziniert von der Kraft dieser Erzählkunst. Deshalb haben wir aus dieser Begeisterung heraus eine erste eigene Kamishibai-Geschichte im himmelbau entwickelt.

Gemeinschaft erleben, Kreativität entfalten

Im Vergleich mit dem Bilderbuch ist das Kamishibai ein niedrigschwelliges Erzählmedium, das sich vor allem für nicht-homogene Gruppen in Kitas, Kindergärten und Grundschulen eignet. Das japanische Papiertheater weckt den Spaß an Geschichten, dem intensiven Zuhören und Betrachten und hat das Potenzial, dadurch sogar Berührungsängste mit literarischen Erzählungen abzubauen. Da viele Zuhörer zeitgleich in eine Geschichte eintauchen können, wird außerdem ganz nebenbei das Gemeinschaftsgefühl gestärkt.

Wusstest du, dass das Fernsehen bei seiner Einführung in Japan zunächst „elektrisches Kamishibai“ genannt wurde, da Kamishibai-Geschichten viel Ähnlichkeit mit dem Medium Film aufweisen? Doch im Gegensatz zum Fernsehen holt das Kamishibai eine Geschichte in den realen Raum und macht es vor allem Kindern noch einfacher, sich mit allen Sinnen auf das Erzählte einzulassen.

Eine Bühne für die Geschichte

Eine besondere Faszination scheint vor allem vom Rahmen auszugehen, der an eine kleine Theaterbühne erinnert und das Erzählen regelrecht zelebriert: Zu Beginn jeder Kamishibai-Vorführung erklingt ein besonderer Ton. In Japan werden spezielle Klanghölzer gegeneinander geschlagen. Das ist auch im wuseligen, lauten Kita-Alltag gut in der ganzen Einrichtung zu hören und die Kinder wissen sofort: Jetzt geht es los! Dann, wenn alle sitzen und zur Erzählerin, zum Erzähler gewandt ruhig werden und ganz gespannt sind, werden die Türen des Rahmens langsam geöffnet; dies wird in einer bestimmten Reihenfolge getan und fast schon zelebriert! Und der Rahmen leistet sogar noch mehr: Er sorgt für Konzentration, spielt mit der Geschichte und verleiht den Bildern eine ganz eigene Dynamik. So wird eine Bildkarte oft zunächst nur ein Stück aus dem Rahmen herausgezogen, sodass das nächste Bild nur zum Teil freigegeben wird. Ein andermal wird eine Bildkarte betont langsam herausgezogen, um Spannung aufzubauen oder das Publikum mit einzubeziehen, bevor die Geschichte weitererzählt werden kann. Beim sogenannten Mitmach-Kamishibai richtet sich der Erzähler bzw. die Erzählerin direkt ans Publikum und stellt Fragen wie z.B.: „Was meint ihr, was passiert jetzt?“

Wir finden, dass das Kamishibai auf jeden Fall unglaublich viel Potenzial für die Sprachförderung bereithält und eine integrative Wirkung hat. Vor allem mehrsprachige Gruppen können von dieser Erzählform sehr profitieren. Wir arbeiten eng mit dem “Forum Kamishibai e.V.” zusammen und holen uns für das mehrsprachige Erzählen Tipps von Le Jardin, die jahrelange Erfahrung mit dieser Art der Kommunikation in verschiedenen Kitas und Grundschulen gemacht haben. Und eines sei verraten: “Liese niest!” ist zwar unser erstes, aber ganz sicher nicht unser letztes Kamishibai …

|Autorinnen: Daniela Demmer und Pia Murrau|

Weiter einlesen in die spannende Welt des Kamishibai könnt ihr euch hier: Guylène Colpron und Mechthild Dörfler tragen mit ihrem umfangreichen Fachwissen maßgeblich dazu bei, dass Kamishibai in seiner ursprünglichen Form auch im deutschsprachigen Raum bekannter wird.

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